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Kontrastprogramm

  • Autorenbild: Annegret Andräß
    Annegret Andräß
  • 4. Dez. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Gestern noch in der Natur, heute im Gewerbegebiet Polch. An meiner gefühlten heimatlichen Bäckerbrunche wie den Lohners, der BÄKO und Griesson fuhr ich nur vorbei, dafür war heute die Autobrunche dran. Es begann mit einem fast schon verzweifelten Gespräch über Dieselfahrzeuge und die damit verbundenen Sinnlosigkeiten, führte über einen Autofriedhof und endete bei der Klassiker Manufaktur, wo alte Fahrzeuge zu neuem Leben erwachen. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich zwischen abgewrackten Autos. Ich musste an ausgeweideten Kadavern vorbei, sah einen Berg von Motorblöcken, ging durch gesplitterte Scheiben und vor dem Stromkasten lagen die gestapelten Auspuffe. Ich ließ den Inhaber dort hinaufklettern und mir die Kilowattstunden ansagen. Die sortierten Berge hatten fast etwas Kunstvolles und ich hatte das Gefühl, ein außergewöhnliches Foto machen zu können, fragte dann aber doch nicht nach einer Erlaubnis. Später in einer Werkstatt zu sein, die sich darauf spezialisiert hat, Oldtimer zu rekonstruieren, zeigte mir das genaue Gegenteil, der vorangegangenen Vernichtung, das erschien mir schon fast philosophisch.

Um noch einmal auf die backende Brunche zurückzukommen. Ein Nachbar von Griesson ist ein metallverarbeitender Betrieb. Dort drin herrscht immer ein ganz besonderer metallener Geruch. Ich habe ihn noch ganz genau aus meiner Schulzeit in der Nase. In der DDR gab es das Fach Produktives Arbeiten, PA genannt und der Patenbetrieb unserer Schule war ABUS. Hier wurde schon seit über 100 Jahren Maschinenbau betrieben und wir durften an mehreren Standorten Berufserfahrungen sammeln. Da ich in einer Bäckerei aufwuchs, ist mir der Geruch von frischen Backwaren noch heute der liebste, schon damals wusste ich, den würde ich niemals gegen Metallgeruch eintauschen wollen. Nun stand ich in einem Metallbetrieb mit süßem Keksduft, was für ein Erlebnis. Dazu kam, dass die Leute dort besonders freundlich waren. Ich dachte in diesem Moment, die Welt besteht aus Ausnahmen, du musst sie nur finden.

An mehreren Adressen musste ich länger nach dem richtigen Gebäude suchen als üblich und jedes Mal für den gleichen Nachnamen. Weil ich Leute um Hilfe bei der Suche bat, wurde mir auch gleich erklärt, dass den Geisheckers quasi Polch gehört. Diesen Namen habe ich nie zuvor gehört. Natütrlich kann man jeden Einwohner aus Polch, Polcher nennen, aber ich durfte auch bei einem klingeln!

Weiter ging es nach Nettesürsch, dem letzten Stadtteil von Polch. Auch von diesem Stadtteil hatte ich vorher noch nichts gehört und am Anfang dachte ich, es wäre nur ein Straßennamen. Irgendwie stimmt das ja auch, denn es gibt nur eine Straße mit 20 Hausnummern ohne extra Straßennamen. Allerdings ist die 20 am entgegengesetzten Ende, kommt nicht nach der 18, sondern vor der 1. Das muss man erstmal wissen. Diese Hausnummer gehört zum Schieferbergwerk, welches mich als erstes begrüßte, als ich mein Auto parkte.

Als nächstes erkannte ich den Maifeldradweg wieder, diesmal mit Spielplatz und Rastplatz am Rand.

Am Rand des Radweges standen außerdem diese Steine, leider ohne Erklärung.

Auch in diesem Sackgassendorf waren die Menschen besonders freundlich und offen, jeder kannte den anderen und wusste über verlassene Häuser Bescheid. Von einem verlassenen Haus kenne ich nun kuriose Geschichten und ein anderes, dessen Zähler ich suchte, sieht inzwischen so aus.

Hier kann man sehr gut die Hanglage erkennen, bei den oberen Häusern musste ich viiiele Stufen gehen, um am Eingang anzukommen. Ich dachte mir so und das müssen die Bewohner jeden Tag gehen!!! Auch in Nettesürsch bereiteten mir vor allem die Hunde viel Freude. Einen ungarischen Vorstehhund (siehe Bild) hatte ich bisher noch nicht kennengelernt, auch einen Weimeraner kannte ich bisher nur von Bildern. Lustig fand ich, in dieser kleinen Straße gleich 2 Hunde mit dem Namen Merle zu treffen, meistens erfahre ich die Namen ja gar nicht.

Ach ja, noch eine kleine Geschichte am Rande. Am ersten Haus gab es eine Glocke am Haus die ich läutete, geöffnet hat aber der Nachbar auf der anderen Straßenseite! Die laute Glocke am Haus selbst hat nicht geholfen, dort steckte ich zum Schluss eine Karte zur Selbstablesung in den Briefkasten.

Apropos kleine Geschiche am Rande, ich bin heute auf einer Bananenschale ausgerutscht, nein stimmt nicht, nur gegen eine Glastür gelaufen! Es war wie im Film! Beim Eintreten war die Tür offen und als ich raus wollte, kam ich von einem dunklen Raum und konnte nach draußen ins Licht gucken, wo die Hauseingangstür offen war. Beim Verabschieden drehte ich mich noch einmal um, blieb aber nicht stehen. Bums, hatte die Tür einen Fettfleck und mein Knie einen blauen Fleck. Zum Glück ist die Tür heil geblieben, sicher bekommt sie demnächst ein Bild angeklebt oder irgendeinen anderen Schmuck. Ich dachte bisher ich würde irgendwann mal eine Treppe runterfallen, an eingerannte Türen hatte ich nicht gedacht.

Beim Abstieg sah ich, dass sich auf der kleinen Kapelle eine Jakobsmuschel befand. War ich auf dem Eifelcamino? Leider traf ich niemanden mehr an, den ich hätte fragen können. Im Internet fand ich nur, dass er auch durch Polch führt und dass es hier sogar einen Stempel gibt, aber nichts über Nettesürsch.

 
 
 

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